Salgado und die Schönheit der Erde

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Pinguine, South Sandwich Islands, 2009, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

Pinguine, South Sandwich Islands, 2009, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

Ein Fotograf von Welt – Sebastiao Salgado, der begnadete Fotojournalist, der zu den „Brennpunkten“ dieser Erde reiste bis er selbst ausgebrannt war. Viele Jahre seines Lebens hat er damit verbracht, das fotografisch festzuhalten, was wir am liebsten nicht sehen würden: Kriegsschauplätze, Flüchtlingselend, Umweltkatastrophen. Er war in Äthiopien, als die Menschen zu Tausenden an Hunger starben, hat Flüchtlinge in Ruanda fotografiert und die schlimmen Folgen des Irak Krieges – als das Öl nicht mehr aufhören wollte zu brennen und der Tag im Qualm zur Nacht wurde.

Verloren – der Glaube an die Menschheit

Irgendwann hatte Salgado genug Abgründe gesehen, um den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Am Ende seiner Kräfte zog er sich für einige Zeit auf die Farm seines Vaters in Brasilien zurück. Dort fing er an, zusammen mit seiner Frau Bäume zu pflanzen und sorgte so dafür, dass auf einem erodierten Stück Land heute wieder prächtiger Wald wächst.

Genesis – der Neubeginn

Angetrieben von neuem Lebensmut begann er mit der Arbeit für ein weiteres seiner Fotoprojekte. Sein bisheriger Fokus in langjährigen Fotoprojekten wie „Workers“ oder „Migration“ waren immer die Menschen. Bei „Genesis“, seinem neuesten Projekt konzentrierte er sich auf das, was er bislang nicht im Blick hatte: unberührte Natur und die „anderen“ Lebewesen – vor allem Tiere und Pflanzen aber auch indigene Gruppen, die weit ab von der „Zivilisation“ ihren traditionellen Lebensstil weitestgehend erhalten konnten. Was er von seiner Arbeit beibehält ist sein Blick für die wesentlichen Dinge und seine Liebe für die Schwarz-Weiß-Fotografie.

Atemberaubende Schönheit

Entstanden sind eindrucksvolle Fotografien einer Welt, wie die Wenigsten von uns sie je zu sehen bekommen. „Genesis“ – das überwältigende Ergebnis jahrelanger und entbehrungsreicher Fotoarbeit zieht in seinen Bann. Schon die ersten Bilder am Eingang zur Ausstellung sind atemberaubend schön.

Elefant, Kafue Nationalpark, Sambia, 2010, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

Elefant, Kafue Nationalpark, Sambia, 2010, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

„Ein Mal im Leben dort sein“

Taubensturmvögel, die über dem rauen Meer auf dem Bird Sound (500 Meter breite Meerenge) bei Südgeorgien ihrem Ziel entgegenfliegen. Ein Wal nahe der Halbinsel Valdés in Argentinien, dessen Blick man nicht entkommen kann. Pinguine auf einem kleinen Plateau auf Saunders Island – umgeben von „Nichts“ – Felsen, Eis und Asche wohin das Auge reicht. „Ich würde Einiges dafür geben, einmal in meinem Leben dort zu sein und dieses Bild selbst sehen zu können“ erzählt ein Ausstellungsbesucher ehrfurchtsvoll.

Skurril – der Wald aus Affenbrotbäumen

Vom kalten Süden kommt man in der Ausstellung in die heißen Zonen dieser Erde – Afrika und Südostasien. Die Fotos sprechen „Bände“. Ein junger Mann klettert auf einen 40 Meter hohen Baum, um die begehrte Durian Frucht zu sammeln. Er gehört zum Mentawai-Clan auf der Insel Siberut, West-Sumatra. Zu sehen ist er als winziges Detail in der Komposition der dichten Dschungelwelt. Ein eindrucksvoller Wald aus skurrilen Affenbrotbäumen etwa 100 Kilometer nordöstlich des Makay-Gebirges auf Madagaskar zeigt dem Mitteleuropäer, wie anders Wald sein kann. Salgado zeigt in dieser Serie verschiedene Porträts traditionell geschmückter Männer, Frauen und Kinder, wie sie Tätigkeiten aus dem alltäglichen Leben verrichten, zum Beispiel die Gewinnung von Mehl aus der Sago-Palme oder das Hüten von Vieh.

Eisberg, Antarctic Peninsula, 2005, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

Eisberg, Antarctic Peninsula, 2005, Sebastiao Salgado, Amazonas Images, Fotografie in der Ausstellung „Genesis“, C/O Galerie Berlin

Das Leben im ewigen Eis

Weiter geht es in wieder andere klimatische Zonen – ganz im Norden auf der Erdkugel ist ein Moschusochse auf Wrangel Island in Russland gut getroffen. Er schaut den Betrachter an, gerade so, als würde er ihn zu einem Ausflug in seine kalte Welt herausfordern. Von den Nenzen, einem Nomadenvolk in Sibirien und den Herausforderungen ihres Lebens weiß Salgado vortrefflich mit seinen Fotografien zu berichten. Sie legen weite Strecken mit ihren Rentierherden auf dem ewigen Eis zurück.

Über den Norden Amerikas führt Salgado die Betrachter in weite Landschaften, tiefe Schluchten und Canyons, beispielsweise zum Grand Canyon, Bryce Canyon (beide USA) oder Disappointment River (Kanada). Weiter geht die Weltreise in die unberührten Gegenden unserer Erde – bis nach Lateinamerika. Auch dort entdeckt Salgado Menschen, zum Beispiel die Zo‘é, die sich ihre Traditionen bewahrt haben und noch sehr ursprünglich leben.

Salgados Liebeserklärung an diese Welt

Über seine Arbeit sagt Salgado: „Dieses Werk ist das Ergebnis meiner Reisen, eine visuelle Liebeserklärung an die Erhabenheit und Zartheit der Welt. Doch es ist zugleich auch eine Mahnung, so hoffe ich, dies alles nicht aufs Spiel zu setzen.“ (Genesis, Sebastiᾶo Salgado, Taschenverlag) Gelungen ist Salgado ohne Zweifel ein mächtiges, beeindruckendes Werk, das eindringlich vor Augen führt, was es zu schützen gilt. In diesen Zeiten weist er zu Recht auf die Verwundbarkeit unseres Heimatplaneten hin. Es bleibt zu hoffen, dass es uns rechtzeitig gelingt, die Schönheit dieser Erde zu erhalten.

Sebastiao Salgado, Fotografie von UNICEF/HQ 01-0123/Nicole Toutounji, C/O Galerie Berlin

Sebastiao Salgado, Fotografie von UNICEF/HQ 01-0123/Nicole Toutounji, C/O Galerie Berlin

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