Vögel zwitschern, die Sonne scheint – in sattem Grün erstreckt sich der Treptower Park im Südosten Berlins und lädt zum Verweilen ein. Er blickt auf eine lange und vielfältige Geschichte zurück. Mit 88,2 ha Fläche gehört er zu den großen Stadtparks in Berlin.
Gustav Meyer plante die Parkanlage für die damals rasant wachsende Bevölkerung Berlins. 1876 fing er mit der Umsetzung an. Die Bauarbeiten dauerten bis 1888. Typisch für die Zeit sind die großen, einladenden Liegewiesen, die Wasserflächen, viele Bäume und Alleen sowie die großzügig geschwungenen Wege. Der künstlich angelegte Karpfenteich ist immer noch eine beliebte Anlaufstelle. Das Novum für die damalige Zeit: der Park war allen Bürgern zugänglich.
Im Osten begrenzt die Spree mit ihrem Osthafen den Park. Von hier starten Ausflugsboote für Stadtrundfahrten. Dieser Teil des Parks wird derzeit aufwändig instandgesetzt. Durch den Park führt die Puschkinallee, die immer noch dank ihres Erscheinungsbilds mit den großen, alten Platanen und ihrer Weitläufigkeit an die damalige Zeit erinnert. An der Spree geht der Treptower Park in den Plänterwald über.
Gewerbeausstellung
Kaum war der Park zur Naherholung fertiggestellt, wuchs der Wunsch nach einer weiteren Nutzung. Berliner Kaufleute und Industrielle strebten eine Weltausstellung ähnlich derer in Paris und London an. Der Kaiser lehnte den Plan jedoch ab.
Der „Verein Berliner Kaufleute und Industrieller“ gab sich nicht geschlagen. Er organisierte 1896 vor den Toren Berlins auf dem heutigen Gelände des Treptower Parks auf 900 ha eine Gewerbeausstellung von gigantischen Ausmaßen. Die Investoren zauberten eine anziehende Mischung aus Exotik, Volksfest und Varieté. Eigens für die Ausstellung wurden Schiffsanleger, eine neue Fernbahnstation und neue Straßenbahnlinien gebaut.
Ehrenmal und Gedenkstätte
In die Parkanlage eingebettet liegt das Sowjetische Ehrenmal – die Gedenkstätte erinnert an die über 70.000 Menschen, die in der Zeit zwischen dem 16. April 1945 und dem 2. Mai 1945 in der Schlacht um Berlin getöteten Menschen. Sie wurde nach 1945 auf der ehemaligen Spiel- und Sportwiese auf einer Fläche von 10 ha errichtet. In den Sammelgräbern fanden über 7.000 Soldaten der Roten Armee ihre letzte Ruhe.
Einmal im Jahr zeigt der sonst eher beschauliche Park ein ganz anderes Gesicht – er wird zum Publikumsmagnet, besonders für Menschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Am 8. Mai gedenkt Europa des Kriegsendes und der Kapitulation Nazideutschlands. Die Länder der ehemaligen Sowjetunion liegen in einer anderen Zeitzone – unserer Zeit voraus. Daher feiern sie erst den 9. Mai als Tag des Sieges.
Auch 71 Jahre nach Kriegsende strömen Hunderte – Angehörige und Menschen, die das Gedenken an den 8. Mai aufrechterhalten möchten – zum Ehrenmal im Treptower Park. Die Stimmung hat eher Volksfestcharakter, es gibt Infotafeln, folkloristische Darbietungen, russische Musik und für Gaumenfreuden ist gesorgt.
Um die einzelnen Sammelgräber sind an Schnüren handgeschriebene und bunt bemalte Namensschilder derer aufgehängt, die identifiziert werden konnten. Besucher tragen Schilder mit den Namen Gefallener, bringen Blumen und legen sie an den Gräbern ab. Selbst eine Delegation der „Nachtwölfe“ – einer Putin-nahen, national-patriotischen Motorradgruppe aus Russland, legte einen Kranz nieder. Ende April waren sie mit ihren Motorrädern nach Berlin aufgebrochen.
Nach zwei ereignisreichen Tagen kehrt wieder Ruhe ein im Park – nur die Nachtigallen und zahlreichen Singvögel trällern um die Wette und mit etwas Glück kann man einen aufgeschreckten Fuchs mit wehender Fahne davonlaufen sehen.
Der Treptower Park liegt direkt an der S-Bahn Haltestelle „Treptower Park“ (Linien 8, 9, 41, 42, 85) und ist auch mit den Bussen 165, 166 und 265 gut zu erreichen.
Ehrenmal, Treptower ParkEhrenmal, Treptower Park