In Polokwane legen wir eine Reparatur- und Verschnaufpause auf unserer Motorradtour ein. Der Krüger Nationalpark ruft – eine Destination, deren Besuch ich mir schon lange sehnlichst wünsche. Endlich wird er wahr. Mit einem Leihwagen fahren wir über das Gebiet der Venda – eine Region mit vielen Baobabs – am Pafuri Gate im Norden von Südafrika in den Park. Das Camp für die Nach ist in Punda Maria schnell aufgebaut, die wilden Tiere im Park locken.
Die Nachmittagsstunden schenken uns ihr goldenes Licht. Wir rumpeln mit unserem Wagen eine Geröllpiste entlang, schleichen mit Schrittgeschwindigkeit um eine Kurve und entdecken sie – zwei „Solitäre“: massige Büffel, die von ihrer Herde getrennt leben. Im Alter sondern sich männliche Büffel ab und führen ein Dasein als Einzelgänger oder in kleinen Zweckgemeinschaften.
Das macht sie besonders gefährlich, denn sie genießen alleine oder zu zweit nicht mehr den Schutz einer ganzen Herde. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie sehr rabiat und aggressiv werden.
Die beiden Wiederkäuer vor uns stehen friedlich im hohen Gras. Madenhacker suchen das borstige und an manchen Stellen schüttere Fell eifrig nach Zecken und anderen Parasiten ab. Die Büffel scheint das nicht weiter zu stören.
Sicher haben sie uns schon bemerkt, würdigen uns aber keines Blickes sondern fressen weiter eine Schneise in das Gras. Wir reduzieren die Geschwindigkeit und rollen bis auf etwa 30 Meter an die Muskelberge heran.
Plötzlich fühlt sich der uns am nächsten Stehende doch gestört. Der schwere, massige, hornbewehrte Kopf hebt sich – der Büffel starrt uns direkt in die Augen. Allein sein Blick ist so Furcht einflößend, dass wir unbeweglich im Wagen sitzen bleiben und fast noch die Luft anhalten. Nicht einen Millimeter wagen wir uns näher an ihn heran.
Wir haben großen Respekt vor diesen beiden Büffeln. Sie sind enorm wehrhaft und strahlen große Kraft und Stärke aus. Haben sie sich einmal zum Angriff entschlossen, wird dieser mit aller Kraft ausgeführt – ohne Rücksicht auf Verluste. Scheinangriffe wie bei Elefanten oder Löwen gibt es im Reich der Büffel nicht.
Bei Löwenangriffen verteidigen sie ihre Artgenossen. Dabei sind sie nicht zimperlich. Der eine oder andere Löwe wurde beim Angriff schon von den wütenden Hornträgern durch die Luft geschleudert.
Entspannt sind wir beim Anblick der beiden Büffel nicht – aber sehr beeindruckt. Jederzeit sind sie – durch eine Kleinigkeit irritiert – zum Angriff bereit, den wir natürlich keinesfalls provozieren wollen. Wir versuchen, die Begegnung so lange wie möglich zu genießen und fahren dann zufrieden weiter.
Später male ich einen der Beiden an der Staffelei – sehr eindringlich ist sein Blick in meiner Erinnerung geblieben. Unweigerlich nimmt er auch an der Staffelei genau diesen Ausdruck an: Respekt! Und so heißt der Büffel dann auch.