Giraffe – die schöne mit dem sanften Blick

Giraffe, Pastellkreide, Heike Pander

Giraffe, Pastellkreide, Heike Pander

Der Kopf ragt weit über die umliegenden Büsche hinaus. Konzentriert rupft das Tier geschickt mit seiner langen, blauen Zunge die Blättchen zwischen den spitzen Dornen der Akazien ab. Ihr Kopf schwenkt in meine Richtung. Sanfte, große, dunkle Augen schauen mich neugierig an.

Giraffe, Etoscha, Namibia

Giraffe, Etoscha, Namibia

Lange lässt sich das anmutige Tier nicht von seiner Nahrungsaufnahme abhalten – schließlich frisst eine Giraffe pro Tag 30 kg Grünfutter und das dauert seine Zeit. Der Kopf mit dem langen Hals schwenkt wieder zu den Zweigen zurück.

Giraffe, Etoscha, Namibia

Giraffe, Etoscha, Namibia

Giraffen sind die höchsten auf dem Land lebenden Säugetiere. Männliche Tiere werden bis zu sechs, die Weibchen bis zu 4,5 Meter hoch. Auch ihr Gewicht ist beachtlich: bei Männchen bis zu 1.600 kg, bei weiblichen Tieren bis zu 830 kg.

Giraffe, Nähe Windhoek, Namibia

Giraffe, Nähe Windhoek, Namibia

Nur sieben Halswirbel

Was mich an Giraffen am meisten fasziniert: ihre Halswirbelsäule trägt den Kopf auf nur sieben Wirbeln. Nicht verwunderlich deshalb, dass sich der gesamte Körperbau auf den Kreislauf auswirkt. Das Herz einer Giraffe ist enorm leistungsstark, denn es muss das Blut in das weit entfernte Gehirn und die langen Beine pumpen.

Trinken ist für die Tiere eine enorme Herausforderung. Am Wasserloch grätschen sie ihre Beine und beugen sich nach unten. Schnell bewegen können sie sich in diesen Positionen nicht – sie könnten den Druckunterschied nicht entsprechend zügig ausgleichen und dabei sogar ohnmächtig werden.

Der Gang zur Tränke macht sie verwundbar für große Raubtiere wie Löwen. Um nicht zur leichten Beute zu werden, beäugen sie deshalb ihre Umgebung immer wieder misstrauisch und sehr genau, bevor sie den Kopf zur Wasseroberfläche senken. Manchmal kann es bis zu 10 Minuten und mehr dauern, bis sie sich endlich zu trinken traut.

Giraffen, Etoscha, Namibia

Giraffen, Etoscha, Namibia

Wehrhaft sind sie auch

Giraffen wirken zwar sehr sanftmütig, sind aber trotzdem wehrhaft. Mit ihren Vorderhufen teilen die Paarhufer kräftige Tritte gegen ihre Angreifer aus. Kürzlich wurde ein Mensch bei Filmaufnahmen auf einer privaten Ranch von einem Giraffenbullen tödlich am Kopf verletzt. Das Tier traf den Kameramann durch einen Schlag mit seinem Kopf so unglücklich, dass er den Zusammenprall nicht überlebt hat. Üblicherweise duellieren sich die Männchen in der Paarungszeit. Sie schlagen mit ihrem Kopf gegen den Hals ihres Gegners. Die Kämpfe können so heftig ausfallen, dass einer der Kontrahenten bewusstlos zu Boden gehen kann.

Giraffen, Nähe Windhoek, Namibia

Giraffen, Nähe Windhoek, Namibia

Doch die Giraffen in meiner Nähe wirken friedlich und sind die Sanftmut selbst. Die große Gruppe von mehr als 20 Tieren lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ein paar übermütige Jungtiere galoppieren vor dem Fahrzeug über den ausgetrockneten Fluss. Den Galopp finde ich besonders schön und anmutig, denn die Tiere müssen dabei ihr Gewicht und ihre Körperhöhe geschickt ausbalancieren. Fast wie gemalt zeichnet sich das gefleckte Fell der schönen Tiere gegen den tiefblauen namibischen Himmel ab.

Giraffe, Etoscha, Namibia

Giraffe, Etoscha, Namibia

Harte Landung in der Welt

Faszinierend ist auch die Geburt der Giraffenkälber. Üblicherweise bringt eine Giraffe ein Junges zur Welt. Das geschieht im Stehen. Mit einem Fall aus zwei Metern Höhe landet das Kalb auf der Erde – ein unsanfter Einstieg in dieses Leben. Bei der Geburt ist es etwa 50 kg schwer und bereits 1,80 Meter hoch. Nach etwa einer Stunde steht es auf den dünnen, staksigen Beinen, nach ein paar Stunden erkundet es bereits seine Welt. In die Gruppe wird es nach ein paar Tagen bis Wochen eingeführt.

 

Heute leben Giraffen hauptsächlich in den Grassavannen des südlichen und östlichen Afrika. Innerhalb der letzten 30 Jahre ging ihr Bestand um 40% zurück. Die Tiere stehen auf der roten Liste der IUCN. Mittlerweile soll es nur noch etwa 60.000 Giraffen geben. Verantwortlich für den Rückgang der beeindruckenden Tiere ist der Mensch. Er jagt die Tiere oftmals illegal, zerstört ihre Lebensräume durch Landwirtschafts-, Bergbau- und Siedlungsflächen. Politische Unruhen setzen den Tieren genauso zu wie der der Konsum von Giraffenfleisch oder die Verwendung der Häute.

Giraffen, Etoscha, Namibia

Giraffen, Etoscha, Namibia

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